DHfK-Kolumne zum Abschluss des Jahres

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DHfK-Kolumne zum Abschluss des Jahres
Sollen sie gelobt werden für ihren Auftritt in Mannheim? Die DHfK-Handballer haben sich schließlich nicht aufgegeben, auch nicht, als sie gegen die Rhein-Neckar Löwen noch vor der Halbzeit schon so gut wie aussichtslos mit acht Toren im Hintertreffen lagen. Das war nicht zum ersten Mal zu erleben in dieser Saison, als sie hohe Rückstände kassierten, danach aber ihr Potenzial und damit ihre Moral bewiesen. Also wieder einmal eine eindrucksvolle, am Ende aber leider vergebliche Aufholjagd, die Respekt verdient. Schließlich wurde die zweite Halbzeit sogar gewonnen.
Ein Freund von mir hatte vor dem Spiel in Magdeburg eine Ein-Tor-Niederlage der Leipziger vorausgesagt. Er lag bekanntlich daneben, am Ende waren es zwei Treffer, aber das Ergebnis passte ins Bild. In den letzten Minuten, teilweise auch Sekunden, belohnte sich der SC DHfK in dieser Saison oftmals nicht für seine großartige Moral. Allerdings hat André Haber wohl auch recht, wenn er darauf hinweist, dass diese engen verlorenen Spiele mehr in Erinnerung bleiben als die mit einem positiven, knappen Ausgang. Von denen gab es ja auch einige, die unterstreichen, welches Potenzial in dieser Mannschaft steckt.
Schwer sei die Entscheidung und ganzheitlich die Analyse gewesen, ist von DHB-Chef Andreas Michelmann zu hören, dessen Präsidium Bundestrainer Christian Prokop das Vertrauen und damit das Amt entzog. Dieser Schritt erfolgte keine zwei Wochen nach der EM, bei der es noch umfassende Treueschwüre zum obersten deutschen Handball-Übungsleiter gegeben hatte.
Neulich diskutierte ich mit Lothar Doering bei einem Kaffee über die EM. Als Olympiasieger (1980 in Moskau), Bundestrainer (mit den deutschen Frauen holte er 1993 den bislang letzten WM-Titel) und Coach des SC Magdeburg (1994 bis 1998) ist er ein Mann vom Fach. Seine These: Deutsche Handballer waren immer – auch vor der Wiedervereinigung – erfolgreich, wenn vor allem im mittleren Rückraum Spieler agierten, die dem Ganzen die wichtigen Ideen gaben und dabei selbst torgefährlich auftraten.
Es ist viel zu lesen und zu hören darüber, wie aufregend es in der Bundesliga zugeht. Das wird als ein Zeichen dafür gewertet, dass inzwischen mehr Mannschaften in der Lage sind, in das Feld der Etablierten vorzustoßen. Vielleicht auch nur vorübergehend und allenfalls über einen gewissen Zeitraum, weil ihnen irgendwann doch die Luft ausgeht.
Natürlich ist es nicht so selten, dass ein Spieler in die Startformation beordert wird, der bislang nicht in der ersten Reihe stand. Wenn dann aber dessen früherer Verein der Gegner ist, wird diese Option durchaus gezogen. Da kann sich sein inzwischen neuer Trainer nämlich im wesentlichen darauf verlassen, dass der von Anfang an ins Team Berufene gegen die alten Kameraden mit besonderem Ehrgeiz ans Werk gehen wird. So wie Raúl Santos am letzten Sonntag in Kiel.
Handball, sagte Bennet Wiegert nach dem knappen und glücklichen Sieg seiner Magdeburger gegen keineswegs schlechtere Leipziger, entwickle sich zunehmend zum Phasensport.
Luca Witzke schaute so, wie ich es erhofft hatte. Irritiert und ein bisschen skeptisch. Nach dem Spiel gegen Lemgo hatte ich ihn gefragt, ob er jetzt wisse, was er am 24. Juli 2020 machen werde. Sein Gesichtsausdruck war eindeutig – er hatte keine Ahnung.