Wille, Kampf und Siebenmeter-Killer: SC DHfK jubelt über ersten Heimpunkt der Saison

Was für ein intensives Spiel in der QUARTERBACK Immobilien ARENA! Die Handballer des SC DHfK Leipzig haben am Sonntagnachmittag gegen die TSV Hannover-Burgdorf ein 27:27-Unentschieden erkämpft. Die DHfK-Männer boten dem Europapokalteilnehmer über die gesamte Spielzeit die Stirn – und in den letzten sechs Minuten bogen die Grün-Weißen sogar einen Drei-Tore-Rückstand um. Dabei glänzte Torhüter Domenico Ebner mit einer historischen Leistung von fünf gehaltenen Siebenmetern. In letzter Sekunde hätte Staffan Peter fast noch für den Heimsieg gesorgt, doch auch wenn das i-Tüpfelchen verwehrt blieb, wurde der Punktgewinn von der Mannschaft und den über 4.000 Handballfans gebührend gefeiert.
Die DHfK-Männer waren von der ersten Sekunde an richtig heiß! Tomáš Piroch zum 1:0 und Tom Koschek zum 2:1 hießen die ersten Leipziger Torschützen vor 4.021 Zuschauerinnen und Zuschauern, die im ersten Heimspiel von Frank Carstens für eine prächtige Stimmung sorgten. In der 8. Spielminute war Nationalspieler Franz Semper mit Schmackes zur Stelle – Leipzig führte mit 4:3. Nun hatten aber die Gäste aus Hannover ihren ersten Lauf und drehten den Zwischenstand auf 5:7. Unverzüglich versuchte Coach Frank Carstens mit einer Auszeit, die Negativphase zu unterbrechen – mit Erfolg, denn Semper traf zum 7:7-Ausgleich. Es folgte ein Schreckmoment, als Ahmed Khairi mit dem Kopf auf den Boden knallte und das Spielfeld benebelt verlassen musste. Blær Hinriksson übernahm die Spielsteuerung – und netzte direkt zweimal zum 9:10 und 10:11. Anschließend war es wieder Franz Semper, der Leipzig mit seiner Durchschlagskraft 12:11 in Führung warf.
Besonders Domenico Ebner machte gegen seinen Ex-Verein immer wieder auf sich aufmerksam: In den ersten 30 Minuten entschärfte er gleich drei Siebenmeter. Nach einem starken Kreisanspiel von Tomáš Piroch ließ Luka Rogan zwar die Chance zur Halbzeitführung liegen, doch der 13:13-Pausenstand konnte sich absolut sehen lassen.
Zu Beginn der zweiten Hälfte brachten die beiden tschechischen Nationalspieler Matěj Klíma und Tomáš Piroch die Sachsen wieder in Führung. Doch aufgrund eines Schrittfehlers und eines unsauberen Passes verpasste es Leipzig, erstmals mit zwei Treffern vorzulegen. So kippte die Partie erneut. Lucas Krzikalla vergab einen Siebenmeter gegen Joel Birlehm – und wenig später stand das Leipziger Urgestein erneut im Fokus: Nach einem Foul gegen Hannes Feise sah er nach Videobeweis die Rote Karte. Die Hannoveraner nutzten die Phase und zogen auf 16:19 davon.
Doch Domenico Ebner hörte einfach nicht auf, Siebenmeter zu entschärfen. Egal ob Renārs Uščins, August Pedersen oder Daniel Weber – alle Recken-Schützen fanden in „Ebbo“ ihren Meister. Zwar ließ Tom Koschek eine Konterchance zum 19:19 liegen und Hannover stellte wieder eine Drei-Tore-Führung her, doch Leipzig steckte an diesem Nachmittag bis zur letzten Sekunde nicht auf.
Längst hielt es keinen Fan mehr auf den Sitzen. Staffan Peter traf zum 24:25-Anschluss – und nach der fünften Siebenmeterparade von Domenico Ebner war es erneut Peter, der zum 26:26 ausglich. Die Stimmung in der ARENA kochte, und die letzten zwei Minuten waren an Spannung kaum zu überbieten. Justus Fischer legte zum 26:27 für die Recken vor, sein DHB-Kollege Franz Semper (sechs Tore, kein Fehlwurf) antwortete mit dem 27:27.
Angetrieben von den Fans erkämpften sich die Leipziger wenige Sekunden vor Schluss noch einmal den Ball – und schickten Staffan Peter auf die Reise. Sein letzter Wurf landete allerdings nur am Außennetz. Ganz egal: Die Leipziger Handballfamilie feierte zu Recht den verdienten Punkt und füllte die neue Unterstützerkampagne #GemeinsamErstklassig im ersten Heimspiel unter Trainer Frank Carstens eindrucksvoll mit Leben.
Frank Carstens: „Das ist die Moral, die wir dazu gewonnen haben in den letzten Tagen. Eine ganz starke Kampfkraft, ganz starke Leistung auch von Spielern, die dann von der Bank gekommen sind. Für uns zählt alles, was wir kriegen können und darum haben wir hier heute gekämpft. Ich hoffe, dass meine Mannschaft viel mitnehmen kann aus diesem Spiel, dass es sich lohnt bis zum Ende, egal was passiert, egal was links oder rechts ist, egal wie lange der Gegner spielt und doch noch ein Tor macht. Dass es sich dann lohnt, am Ende für diesen Punkt wirklich weiterzugehen, jeden Zentimeter zu gehen, das ist die wichtigste Disziplin, die man lernen, begreifen und umsetzen muss, wenn man da unten raus will. Das war für mich heute ein Fortschritt. Der Weg ist noch lang für uns und den werden wir jetzt weitergehen.“
Christian Prokop: „Natürlich sind wir ein bisschen enttäuscht, dass wir nicht zwei Punkte mitgenommen haben. Wenn man in der zweiten Halbzeit mit drei Toren führt, die Chance auf vier Tore plus hat und natürlich dann auch die Situation in Leipzig kennt, was die Nervenstärkeprobe angeht, dann wäre das natürlich unser taktischer Plan gewesen. Wir sind kurz vor Schluss auch nochmal mit zwei Toren vor, haben auch einen Siebenmeter. Aber das war heute nicht unsere Disziplin. So kann ich es mir einfach machen, hauen wir die Dinger rein, sind wir hier der verdiente Sieger.“
SC DHfK Leipzig gegen TSV Hannover-Burgdorf 27:27 (13:13)
Tore SC DHfK Leipzig: 4 Piroch, 4 Klima, 1 Khairi, 3 Peter, 6 Semper, 1 Rogan, 5 Hinriksson, 3 Koschek
Tore Hannover-Burgdorf: 2 Tissier, 2 Poulsen, 5 Uscins, 5 Pedersen, 2 Miachalczik, 2 Stutzke, 7 Fischer, 2 Weber
Siebenmeter: 1/2 Leipzig, 2/7 Hannover
Paraden: 12 Leipzig, 12 Hannover
Zeitstrafen: 8 Min. Leipzig, 4 Min. Hannover
Technische Fehler: 10 Leipzig, 4 Hannover
Zuschauerzahl: 4.021